Exchange 2013 Ressourcenplanung – Teil 5: Berechnung der Ressourcen

In den letzten Monaten haben wir im ESC zusammen mit Administratoren verschiedener Hochschulen deren Exchange-Umgebung auf Exchange Server 2013 migriert oder die Ressourcenplanung für eine noch bevorstehende Migration durchgeführt. Die Nutzung von Postfächern unterscheidet sich stark zwischen Studenten einer Hochschule und Mitarbeitern in einem Unternehmen. Eine Analyse verschiedener Hochschulumgebungen zeigt, dass Studenten ihre Postfächer zwar seltener nutzen, dafür aber auf vielen verschiedenen Wegen darauf zugreifen wollen. Dank des Microsoft Education Programms ergibt sich durch die deutlich geringen Lizenzkosten zudem Einsparpotential bei der Hardwareanschaffung. In dieser Reihe von Blogbeiträgen finden Sie viele Informationen zur Planung Ihrer Exchange 2013 Umgebung und wertvolle Tipps speziell für die Anforderungen einer Universität.

Teil 5: Berechnung der Ressourcen

In diesem Teil der Blog-Reihe wird es um die Ressourcenplanung einer Exchange Umgebung gehen. Für diese Planung wird vom Exchange Team ein sogenannter Exchange 2013 Server Role Requirements Calculator bereitgestellt, der unter [1] zu finden ist. Die Verwendung dieses Dokuments wird im Folgenden an einem Beispiel veranschaulicht.

Die Datei besteht aus insgesamt 10 Seiten: einer Eingabeseite, 8 Ausgabeseiten und einer Seite zu den Versionsänderungen. Nachdem man besagte Datei mit Excel geöffnet hat, wird man gleich mit der sehr detaillierten, aber gut strukturierten, Eingabeseite konfrontiert. Die Eingabe der individuellen Anforderungen an die Exchange-Umgebung gliedert sich in 7 Schritte. Für alle Einstellungen sind diverse Standardwerte eingetragen.

In unserem Beispiel lassen wir uns die Anforderungen für 3 Exchange 2013 Server in einer DAG mit MBX+CAS Rollen und 1000 Postfächern ausgeben.

Schritt 1

Die Einstellungen des ersten Abschnittes bestehen aus grundlegenden Angaben. Zu diesen zählen:

  • Exchange Umgebungskonfigurationen

  • Konfigurationen zu Mailbox-Datenbank-Kopien

  • Exchange Ein- und Ausgabe

  • Ausfallsicherheit-Konfigurationen

  • Datenbank-Konfigurationen

  • Transport-Konfigurationen

Für unser Beispiel sehen die Einstellungen wie folgt aus:

Schritt 2

Im zweiten Schritt lassen sich bis zu 4 verschiedene Mailboxtypen definieren bei denen Einstellungen, wie Anzahl der Mailboxen, durchschnittliche Nachrichtengröße oder Mailbox-Limit gesetzt werden können. Wir definieren in unserem Fall zwei Arten von Mailboxen, die Erste für die Angestellten einer Hochschule und die Zweite für Studenten. Diese unterscheiden sich u.a. in Anzahl an Mailboxen und Mailboxgröße.

Schritt 3

Hier werden die Sicherungskonfigurationen festgelegt, wie z.B. die Art und Frequenz der Sicherungen. Wir stellen eine wöchentlich volle und täglich inkrementelle Sicherung ein.

Schritt 4

Nun kommen wir zur Einstellung der Speicherlösung. Auszuwählen sind hier die Speicheroptionen und die Festplatten-Konfigurationen für das primäre und sekundäre Datacenter, wobei letzteres nur eingegeben werden kann, wenn im ersten Schritt die Ausfallsicherung aktiviert wurde. Wir benutzen bei uns eine einheitliche Festplattenkapazität von 4TB.

Schritt 5 - 7

Die letzten drei Schritte sind als optional markiert. Hier können Prozessor-, Log-Replikations- und Namens-Konfigurationen festgelegt werden. Wir belassen hier die Standardeinstellungen.

Auswertung

Nachdem man seine Spezifikationen auf der Input-Seite angegeben hat, kann man sich auf den darauffolgenden 7 Seiten die Anforderungen ansehen.

  • Role Requirements: Hier werden Umgebungs-, Server- und Log-, Speicher- und I/O-Konfigurationen angezeigt. Interessant hierbei sind die Log- und Speicherausgaben, welche u. a. angeben wie viele Log-Dateien die Umgebung produziert oder wie viel Speicher für Logs und Datenbank benötigt wird.

  • Activation Scenarios: Diese Seite ist interessant, sollte man eine Architektur wählen, die hohe Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit garantieren soll. Dabei finden sich Beschreibungen der primären und sekundären Datenbankbereitstellung.

  • Distribution: Hier findet sich eine Beschreibung der aktiven Datenbankverteilung. Man kann sehen was passiert, falls einer oder mehrere Server ausfallen sollten. Außerdem lassen sich diverse Listen (z.B. DAG-Liste, DB Mount-Liste) exportieren.

  • Volume Requirements: Diese Seite beschreibt das in Schritt 3 spezifizierte Speicherdesign. Es werden Informationen über die Speicherkonfiguration, die Datenbank und Log Einstellungen angezeigt. In unserem Fall werden die 1000 Mailboxen auf die 6 Datenbanken verteilt.

  • Backup Requirements: Auf dieser Seite wird die Backup-Konfiguration ausgewertet. Dabei wird für jede Datenbank angezeigt wann und vor allem wie die Sicherungen angelegt werden. In unserem Fall wird einmal wöchentlich eine volle und sonst immer eine inkrementelle Sicherung durchgeführt.

  • Replication Requirements: Dies ist eine Erweiterung der Role Requirements. Es werden Informationen darüber ausgegeben, welcher Durchsatz für die Replikation von Logs zwischen primären und sekundären Datenbanksätzen benötigt wird. In unserem Beispiel ist diese Seite kaum relevant, da wir keine sekundäre Datenbank besitzen bzw. die Ausfallsicherung deaktiviert haben.

  • Mailbox Space Modeling: Hier werden Diagramm zu den einzelnen, in Schritt 2 spezifizierten, Tiers zum Thema Speicherplatzanstieg angezeigt.

Die letzte Seite dient als Hilfe zur Bestimmung wie viel physikalischer Speicher für die Datenbanken, Logs und Sicherungsspeicher benötigt wird. Nach Eingabe von Daten zu den Themen RAID Fehlerkorrektur, Overhead und RAID-Konfigurationen werden Informationen zum Design der RAID-Speicher Architektur ausgegeben. Im unteren Teil der Seite wird, auf Basis der auf Seite 1 angegebenen Spezifikationen, die Gesamtanzahl der benötigten Festplatten ausgegeben.

Mehr Informationen bezüglich der Verwendung des Anforderungsrechners lassen sich in der dazugehörigen ReadMe-Datei unter [2] finden(Stand: 22.10.2014).

 

Dieser Blogeintrag ist Teil der Serie: Exchange 2013 Ressourcenplanung

Teil 1: Vorraussetzungen für Exchange 2013
Teil 2: Rollenverteilung und Hochverfügbarkeit
Teil 3: Die Gretchenfrage der Virtualisierung – Glaubst du an die Vorteile?
Teil 4: Speicherlösungen – DAS oder SAN?
Teil 5: Berechnung der Ressourcen

 

[1] http://aka.ms/E2013Calc
[2] https://gallery.technet.microsoft.com/Exchange-2013-Server-Role-c81ac1cf